- Il Resto del Carlino, 23. Januar 2004
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Triumph in Bologna
Ein "Werther" an den man sich erinnern wird (Auszug9
von Adriano Cavicchi
(...)
Unbestrittener Protagonist und heftigst applaudiert der berühmte
Tenor Andrea Bocelli, dem es gelungen ist, der Hauptfigur einen
gemäßigt ausdrucksvollen Charakter zu verleihen, jedoch reich an
Facettierungen. Bewundernswert sind die gepflegte französische
Deklamation, die Sicherheit und Leichtigkeit der Bewegungen auf der
Bühne und lobenswert die Wahl eines charakteristisch französischen
Gesangsstiles.
Exzellent die Regie von Liliana Cavani in ihrer Vollkommenheit, die
in den schönen Bühnenbildern von Dante Ferretti die Geschichte der
„Leiden des jungen Werther" des Librettos fast aktuell
gestaltet hat. Zu diesem Zweck hat sie die Geschichte vom originalen
Ende des 18. Jahrhunderts, wie von Goethe gedacht, zwischen die beiden
Kriege verlegt, mit einem Auto Balilla, Fahrrädern und vielen
leichten Leinenkostümen (die Kostüme sind von Pescucci).
(...)
Wie bekannt, beginnt und endet die Oper mit einem kleinen
weihnachtlichen Kinderchor (einstudiert von Silvia Rossi), deren
überraschende Melodie mit den tragischen und verzweifelten Momenten
alterniert. Bocelli ist es gelungen, mit starken emotionalen
Ausbrüchen (O nature – Pourquoi me reveiller), Bewunderung im
Publikum hervorgerufen.
Yves Abel als Führer eines aufmerksamen und motivierten Orchesters
hat der Partitur einen leidenschaftlichen und dramatischen Stempel
aufgedrückt, indem er auch die nicht wenigen wagnerianischen
Tendenzen unterstrich.
Für alle ein begeisterndes Erlebnis.
Übersetzung: A. Eywo
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