April 29, 2012
 
Atlas Arena 
Lodz Arena
Eine Nacht in Lodz

Als ich von Andreas Konzert in Lodz erfuhr, fragte ich am 
Frühstückstisch ganz "diplomatisch" Wolfgang, meinen Mann, wie weit 
diese Stadt von Erfurt entfernt sei. "Nicht weit" erhielt ich zur 
Antwort. Sofort packte ich die Gelegenheit beim Schopfe und erwiderte 
"Wenn es nicht weit ist, dann fahren wir nach Lodz, denn Andrea 
Bocelli gibt dort ein Konzert!" Dann ging alles Schlag auf Schlag, 
Kartenkauf, Hotelbestellung, Aussuchen eines Zwischenaufenthaltes 
( nach genauer Recherche kamen am Ende mehr als 750 km zusammen, also 
doch nicht ganz so nah!), Beschäftigung mit Polen als Reiseland im 
allgemeinen und mit der Stadt Lodz im besonderen, denn außer Vicki 
Leandros "Theo, komm mit nach Lodz" wussten wir ziemlich wenig über 
unser Ziel. Und nun verging die Zeit wie im Flug, der Koffer wurde 
gepackt und los ging die Fahrt mit unserem kleinen Auto. Die erste 
Etappe endete 10 km vor Frankfurt an der Oder in Pagram. Am nächsten 
Tag erreichten wir Lodz, das "Manchester des Ostens" mit seinen 
schönen Kirchen, Museen und alten ehrwürdigen Fabrikantenpalästen. 
Sofort marschierten wir nach dem Verstauen von Auto und Gepäck zur 
Atlas Arena, um zu erkunden, wie am 29. April alles laufen wird.
Oh je! Das Umfeld der Arena war ernüchternd, so gar kein Ambiente für 
Andrea, die seit langem herrschenden Temperaturen und die große 
Trockenheit machten alles noch ein wenig schlimmer.
Aber dann kam der Sonntag und wie vor jedem Konzertereignis die letzte 
ganz große Aufregung. Der einzige Trost: Wir mussten uns keine Sorgen 
wegen des Wetters machen, ich denke da an einen Sommer in der Toskana, 
in dem wegen eines gewaltigen Sturmes die Generalprobe ausfiel und 
auch das Konzert selbst infrage stand. Diesmal hatten wir ein Dach 
über dem Kopf! Als wir am Abend an der Arena ankamen, beherrschten 
festlich gekleidete Menschen das Bild, das ließ uns den Eindruck des 
Vorabends schnell vergessen. Erfreulich empfanden wir die sehr 
zahlreichen Besucher jüngeren Alters.
 
Lodz, 29.4.12, Bild Margrit Tischer
Dieses Bild leuchtete uns auf einer großen Video-Leinwand entgegen.
 
Schnell füllte sich die riesige Halle, nur wenige Sitze blieben frei. Die 
überwiegend jungen Artisten des L`autunno Orchestra (ich fand keine 
Übersetzung) nahmen ihre Plätze ein, desgleichen der Akademische Chor 
der Technischen Universität von Lodz, Musikformationen mit sehr 
erfolgreicher Tradition.
Und dann begann das Konzert. Eröffnet wurde unter der bewährten 
Leitung des Dirigenten Marcello Rota mit "Va pensiero" aus Verdi`s 
Nabucco. Und dann kam, begleitet von lang anhaltendem Applaus, Andrea. 
Schon nach den ersten Tönen des "Intanto amici qua`" aus Cavalleria 
rusticana von Pietro Mascagni waren sie vergessen, die Gedanken und 
Sorgen, die einem im Kopf herum spukten, dominiert von der Frage, wie 
wird es weitergehen nach dem großen Glück der Geburt von Virginia. Er 
war wieder da, der Zauber der Stimme, die unser Herz erhellt!
Viel zu schnell verklangen die wunderbaren Arien aus Tosca, Lucia di 
Lammermoor, La Boheme, Il Trovatore und La Traviata des 1. Teiles.
Der Teil 2 brachte uns mitreißende, vielfach neapolitanische Klänge 
wie "Mamma", "Funiculi funicula",  die alle begeistert mit stürmischem 
Beifall vom Publikum begrüßt wurden. "Canto della terra" ging wie 
stets unter die Haut. Aber auch die sehr zu Herzen gehenden 
Darbietungen "Ave Maria" von Schubert und "Panis Angelicus" von 
Franck, gewiss eine Hommage an des Publikum von Lodz, gingen sehr zu 
Herzen.
Paola Sanguinetti war als "Tosca" ergreifend im Solopart und sehr 
gefühlvoll als Duettpartnerin von Andrea, hervorhebenswert als  "Mimi".

Zugaben wie "Can`t help falling in Love" und "The Prayer" mit einer 
beachtlichen Ilaria della Bidia als special guest sowie "Conte 
partiro" mit Paola Sanguinetti - welche Worte soll man noch finden, um 
auszudrücken, was einen bewegt? Und zum Schluss unvergleichlich: 
"Nessun dorma".
Unbegreiflich wird mir bleiben, wie angesichts der kurzen Probezeit 
die Perfektion des Zusammenspiels von Orchester, Chor und Solisten 
erreicht werden kann.

Diese "Nacht in Lodz" wird für mich unvergesslich sein, wenngleich die 
Hügel der Toskana fehlten, die Teil der Seele von Andreas Darbietung 
sind.
Danke, Andrea, alle guten Wünsche für Dich, Deine Familie und Deine 
Kunst!

Margrit Tischer aus Erfurt
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